Svalbard Bryggeri Longyearbyen Spitzbergen – die nördlichste Brauerei der Welt

ines erlacher

vor 6 Jahren

Wir besuchen die Svalbard Bryggeri, die nördlichste Brauerei der Welt. Während einer Verkostung der fünf Biersorten erfahren wir einige spannende Details und die Geschichte der Brauerei. Es war ein langer und steiniger Weg, bis hier wirklich Bier gebraut werden durfte. Es musste sogar zwei Mal das Gesetz geändert werden…

Svalbard Bryggeri

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Geschichte der nördlichsten Brauerei der Welt

Der Gründer Robert Johansen wollte ursprünglich Pilot werden. Das war ihm jedoch verwehrt. Er zog 1982 nach Svalbard und arbeitete 12 bis 14 Stunden täglich in einer Mine.

Um in einer Mine arbeiten zu können, muss man eine Testphase von 6 Monaten überstehen. Aus Roberts Truppe blieben nur zwei, er und ein weiterer Kollege.

Er arbeitete 12 Jahre in einer Mine und verwirklichte sich doch noch seinen Traum: er wurde Pilot auf Spitzbergen. Die Mine in der er als Pilot angestellt war, wurde dann jedoch geschlossen und so ging es für ihn wieder zurück nach Hause.

In seiner Heimat gründete er dann eine Firma für Entdeckungsflüge auf den Lofoten.

Zusätzlich hat er eine Schwäche für Hotdogs und hatte auch hierzu seine eigene Firma gegründet.

Er liebte es den Menschen die Lofoten und ihre einzigartige Natur aus der Luft zu zeigen.

Es vergingen einige Jahre. Es zog ihn aber wieder zurück nach Spitzbergen, denn die Bergbaufirma für die er tätig war, suchte wieder Piloten.

Der Slogan der Brauerei:

„How we changed the law to brew the original Polar Beer”

Robert kam 2004 zurück nach Björndalen, dort hat er sein Haus. Scheinbar war es ihm langweilig und er hat ein Hobby gesucht. 2007 begann er für den privaten Gebrauch Bier zu brauen.

Aber er wollte mehr. Nach zwei Jahren wollte er seine eigene Brauerei. Der Sysselmann hat es jedoch nicht erlaubt, denn in Svalbard darf kein Alkohol produziert werden. Wegen den Minenarbeitern durfte man nicht, denn die Männer sollten sich nicht laufend betrinken. Um den Alkoholkonsum unter Kontrolle zu haben wurde die sogenannte Alkocard eingeführt. Auf dieser Karte wird der Kauf von alkoholischen Getränken notiert. Außer Wein und Champagner, denn das trinken ja eh nur die Reichen.

Am 1. Juli 2014 war es dann endlich soweit und nach unglaublichen 6 Jahren warten und bangen wurde für Robert das Gesetz aus dem Jahr 1928 geändert und die Braulizenz erteilt.

Der erste Tag an dem produziert wurde war der 17. August 2015. Seitdem explodiert die Produktion. Seit dem 20. Februar 2018 kann eine unglaubliche Menge von 500.000 Litern pro Jahr (?) gebraut werden – die doppelte Menge seit dem Start.

Die größte Bestellung waren 90.000 Dosen. Hierfür mussten zwei Personen 18 Stunden durcharbeiten. Dieser Prozess kann nicht unterbrochen werden bis der Fermenter leer ist.

Nur im Dezember darf Bier mit über 4.7% verkauft werden, dann sogar Weihnachtsbier mit bis zu 7%.

Seit 1. Februar 2018 darf generell stärkeres Bier verkauft werden, denn Robert schaffte eine weitere Gesetzesänderung.

Bierverkostung in der Svalbard Bryggeri – der nördlichsten Brauerei der Welt

Die Führungen finden immer am Montag, Mittwoch und Samstag ab 18 Uhr statt. Eine Vorausbuchung ist erforderlich. Die Tour kostet ca. € 42 und beinhaltet die Verkostung der fünf Biersorten. Die Verkostung dauert 1,5 Stunden. Freitags ist die Bar von 17 Uhr bis 22 Uhr geöffnet. Weitere Infos und Buchung.

Die Brauerei liegt am Hafen von Longyearbyen. Der Eingang befindet sich meerseitig und ist ziemlich unscheinbar.

Eingang zur Svalbard Bryggeri

Husky Parkplatz mit Pub

Wir sitzen an langen Tischen mit Blick auf die Brauerei. Auf den Tisch stehen Gläser gefüllt mit den Rohstoffen für das Bier. Wer mutig ist darf kosten. Die Hopfen Pellets riechen wie Nagerfutter, schmecken bitter und nicht wirklich lecker, sollen aber sehr gesund sein. Wir genießen es dann doch lieber in Saftform…

Bierverkostung Svalbard Bryggeri

Die Rohstoffe für das Bier der Svalbard Bryggeri

Blick auf die Brauerei

Die Biersorten

Pilsner

Ein Tschechisch inspiriertes Pils, süßlicher im Geschmack mit Malz aus Finnland und Hopfen aus Tschechien. Der Klassiker unter den Bieren schmeckt auch hier sehr gut.

Weissbier

Dieses Bier wird wie deutsches Weissbier gebraut. Sogar der Hopfen und die Hefe kommen aus Deutschland. Fruchtiges, sehr hopfenlastiges Bier. Stärker, fast etwas cremig. Dieses Bier wurde eigentlich für die Sonnenrückkehr-Party gebraut und hätte ursprünglich nur zwei Wochen verkauft werden sollen, aber die Menschen wollten mehr. Kurzerhand wurden die Etiketten getauscht und das Bier als Blond Ale weiter gebraut.

Pale Ale

Durch das geröstete Malz wird das Pale Ale dunkler. Es könnte aber immer noch wie Pils schmecken. Die pauschale Aussage dunkleres Bier nicht zu mögen ist daher nicht ganz zulässig, denn die Farbe alleine lässt nicht auf den Geschmack schließen. Es schmeckt fruchtig, leicht süß. Unsere Kostprobe ist erst wenige Tage alt. Sie schmeckt zuerst süß und fruchtig, im Abgang dann leicht bitter.

Je später man den Hopfen im Brauvorgang hinzufügt desto süßer, je früher desto bitterer, denn je länger der Hopfen gekocht wird, desto mehr Bitterstoffe lösen sich. Ohne Hopfen wäre das Bier süß. Auch die Haltbarkeit wird durch den Hopfen positiv beeinflusst.

IPA – Indian Pale Ale

Noch fruchtiger und bitterer als das Pale Ale. Eine eigene Brauart, die aus Großbritannien stammt. Die Zutaten sind gleich, aber das Pale Ale und das IPA werden unterschiedlich gebraut.

Stout

Ein dunkles Bier, das 2017 ausgezeichnet wurde. Die MitarbeiterInnen der Brauerei haben das über einen Bericht in der Zeitung erfahren. Stout ist ein dunkles Bier aus geröstetem Gerstenmalz, Hopfen und Hefe. Das berühmteste Stout kommt von der der irischen Brauerei Guinness.

Das starke Stout wurde traditionell von Hafenarbeitern im England des 19. Jahrhunderts bevorzugt. Heute assoziiert man damit eher die dunkle Farbe als nur rein die Stärke des Bieres.

Angeblich war Stout früher sogar als Medizin anerkannt. Man musste zum Beispiel Schwanger sein um es zu bekommen…

Biersorten der Svalbard Bryggeri

Spannende Fakten und Zahlen der Svalbard Bryggeri

Die Waren und Rohstoffe kommen mit dem Schiff von Tromsø, alles muss also gut vorausgeplant werden.

Die verwendeten Rohstoffe:

Malz (Lahti, Finnland)
Hopfen (aus der ganzen Welt)
Flüssige Hefe (USA – 4 Tage mit dem Flugzeug)
Bierfässer (Holland)
Dosen (Wales Großbritannien)
Kohlendioxid (Festland)
16% des Wassers kommt vom 2.000 Jahre alten Gletscher Bogerbreen

Rohstoffe der Svalbard Bryggeri

Die Dosen werden per Hand in Kartons verpackt. Es werden nur 24 gesamt zum Verkauf angeboten, keine einzelnen Dosen.

Auf Spitzbergen werden Dosen bevorzugt, denn sie sind praktischer um sie auf Wanderungen mitzunehmen, schützen das Bier und auch die Entsorgung ist einfacher.

Auch der organische Abfall muss wieder zurück. Wegen dem Permafrost kann dieser nicht hier bleiben. Seit 2017 wird der Müll auf Spitzbergen verbrannt und damit Energie erzeugt. Ein Teil dieser Energie wird auch wieder an Longyearbyen zurückgegeben. Ab Ende 2018 kann alles hier verbrannt werden und mehr Energie heißt mehr warmes Wasser für Svalbard.

In etwa 60% des Verkaufs verzeichnet die Brauerei in Longyearbyen. Es gibt zahlreiche Anlässe: die Sonne verschwindet, Dunkelheit und Depression, dann kommt Sonne zurück und auch das muss natürlich gefeiert werden. Damit aber nicht zu intensiv gefeiert wird, muss jeder Alkoholkauf in die Alkocard eingetragen werden.

Die Alkocard auf Spitzbergen

In Longyearbyen verkaufen alle Restaurants, Bars und Hotels mindestens eine Sorte der Brauerei.

Seit 1. Juni 2017 wird auf Norwegian Flügen Bier der Svalbard Bryggeri serviert. Die Fluglinie hat bei der ersten Bestellung eine Menge von 7.500 Dosen pro Monat angegeben. Dann wurde auf 10.000 und dann nochmals auf 19.000 erhöht. Nachdem die Brauerei nicht mit der Produktion nachkam, mussten bereits gefüllte Dosen eingesammelt werden. Denn die Zutaten waren zwar verfügbar aber es waren nicht ausreichend Dosen vorhanden.

Nachdem die Dosen aus Großbritannien stammen dauert es ca. drei Monate bis sie in Longyearbyen ankommen. Der Transport mit dem Boot aus Tromsø dauert 60 Stunden.

Svalbard Bryggeri – die nördlichste Brauerei der Welt

Unser Fazit zur Svalbard Bryggeri

Wir hatten einen tollen Abend. Die Kombination aus Tasting und Geschichten zur Brauerei war sehr spannend. Es war interessant zu erfahren, wie lange es eigentlich gebraucht hat, bis hier wirklich Bier gebraut werden durfte. Wenn man in Longyearbyen ist, ist der Besuch der Brauerei auf jeden Fall Pflicht.

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